Neuigkeiten: HSV aktuell - Anne Weier träumt von einem perfekten Jahr
16.03.2013 08:40 - HSV aktuell - Anne Weier träumt von einem perfekten Jahr
Sie hat in Demmin, Loitz und bei Fortuna Neubrandenburg gespielt. Jetzt ist Anne Weier auf dem Sprung in die Handball-Bundesliga. Der Nordkurier hat sie besucht.
Es könnte das Jahr der Anne Weier werden, es hat schon mal furios begonnen: Im Januar flatterte eine Einladung zu einem Lehrgang der Junioren-Nationalmannschaft in Leipzig ins Haus, vor zwei Wochen folgte erstmals die Berufung in das Handball-Bundesligateam des Frankfurter Handballclubs. Beim 30:30 in Trier reichte es dann zwar noch nicht zu einem Einsatz, aber Anne Weier durfte schon mal fühlen, wie es ist, zur Beletage des deutschen Frauen-Handballs zu gehören. „In der Kabine neben einer Spielerin wie Katrin Mietzner zu sitzen, die man nur aus dem Fernsehen kannte, das war echt cool“, sagt die junge Dame.
Es läuft alles nach Plan im Leben der Anne Weier. In Demmin fing sie an mit dem Handball, stand später für den HSV Peenetal Loitz und Fortuna Neubrandenburg auf der Platte, bevor sie den nächsten Schritt wagte. Seit eineinhalb Jahren spielt sie für den Frankfurter HC, vorrangig mit dem Juniorteam in der Dritten Liga. Dort ist die Kreisläuferin Stammkraft. Nun hat sie bereits einen Fuß in der Tür zur Bundesliga. Anfangs lief es beim FHC aber überhaupt nicht rund, im Training fehlte ihr sogar der Ehrgeiz. Heimweh? „Nein, das hatte ich eigentlich nie.“ Es waren andere Dinge, mit denen sie lernen musste umzugehen. „In Loitz oder bei Fortuna habe ich immer gespielt und viele Tore geworfen. Hier in Frankfurt bin ich eine von vielen, hier sind alle gut. Da spielst du nicht immer.“ Hinzu kam die „Umschulung“ von der erfolgreichen Rückraumspielerin mit manchmal 200 Toren in einer Saison zur Kreisläuferin. „Ich wusste ja, dass Frankfurt mich als Kreisläuferin wollte, weil es auf dieser Position großen Bedarf gibt. Trotzdem war es schwer.“ Heute ist sie froh und sagt selbstkritisch: „Als Rückraumspielerin wäre ich hier nichts geworden.“
In der Oderstadt fühlt sich die Loitzerin inzwischen sehr wohl, auch wenn es nur wenig Freizeit gibt. Zehnmal Training in der Woche, Trainingslager, Lehrgänge mit der Auswahl, Punktspiele und dazu die schulischen Verpflichtungen – für Hobbys ist da kaum Platz. „Wir gehen ab und zu mal in die Stadt zum Bummeln. Aber meist ist man froh, wenn man abends ins Bett kann“, erzählt sie.
Zeit nimmt sich Anne Weier aber für Heimatbesuche. So oft es geht düst die Sportschülerin, die als kleines Kind eine erfolgreiche Tennisspielerin bei Einheit Demmin war, mit dem Zug nach Loitz zu ihrer Familie. „Das ist überhaupt kein Stress für mich. Die Familie ist mir sehr, sehr wichtig, ihr habe ich ganz viel zu verdanken“, sagt sie. Doch auch dort in der kleinen vorpommerschen Stadt geht es nicht ohne Handball. Anne Weier ist oft in der Peenetalhalle, um sich Spiele des HSV anzuschauen. Manchmal geht es auch nach Neubrandenburg, wenn Fortunas Oberliga-Damen auf dem Parkett stehen. Mit einigen Spielerinnen besuchte sie damals das Sportgymnasium im Kulturpark. Sechs Jahre trug die Handballerin das Fortuna-Trikot. Norbert Wiedenhöft war ihr erster Trainer, später Udo Levold. „Es war eine schöne Zeit“, sagt Anne Weier, auch wenn der Abschied nicht reibungslos verlief. Bei Fortuna waren einige nicht einverstanden, dass das große Talent nach Frankfurt wechselte. Aber Zeit heilt Wunden, heute ist das Verhältnis bestens. „Ich freue mich, dass sich Anne in Frankfurt durchgesetzt hat“, sagt Udo Levold. Ihr einstiger Förderer dürfte stolz sein, dass einer seiner Schützlinge bereits an die Bundesliga-Tür geklopft hat.
Für Anne Weier ist die Handball-Bundesliga aber nicht das einzige Ziel, sie träumt auch von einer Karriere in der Nationalmannschaft. Dass das Talent dafür noch viel lernen muss, ist ihr bewusst. Der Ehrgeiz hat sie längst gepackt, mittlerweile schiebt sie in ihrer Freizeit die eine oder andere Trainingseinheit ein. Anne Weier lächelt: „Ich laufe sogar freiwillig, das hätte ich früher nicht gemacht.“
Priorität genießt jedoch erst einmal das Juniorteam des FHC: „Dort will ich mich weiter etablieren.“ Morgen geht es mit dem Frankfurter Bundesliga-Nachwuchs zum Punktspiel gegen den HC Sachsen Neustadt – eine wichtige Partie im Kampf um den Klassenerhalt in der Dritten Liga. Trotzdem wird sie sich heute wohl ein Gläschen Sekt gönnen: Anne Weier feiert ihren 18. Geburtstag.
von Thomas Krause
Quelle: www.nordkurier.de